6 effektive Tipps gegen Schreibblockaden
Julia Brandner, Texterin und Lektorin
Sie sind der schlimmste Albtraum jedes ambitionierten Schriftstellers: die lieben Schreibblockaden. Manchmal sitzt man ewig vor einer leeren Seite, starrt auf das Papier oder den Bildschirm und es will einfach nichts passieren. Der Kopf ist wie leergefegt und plötzlich erscheint es sogar verlockend, die ganze Wohnung zu putzen oder die Buchhaltung zu machen. Und manchmal ist das auch in Ordnung – wir leben schließlich alle gern in einer sauberen Wohnung.
Irgendwann will aber auch die Hausarbeit fertiggestellt werden und wenn du deine eigenen Memoiren planst, sollten die auch noch vor deinem Tod geschrieben werden. Da müssen wir den Schreibblockaden den Kampf ansagen. Leider gibt es nicht den einen idealen Weg – vielmehr solltest du herausfinden, was für dich funktioniert. Bei meinen 6 Tipps gegen Schreibblockaden ist aber sicherlich das Richtige für dich dabei.
Tipp Nr. 1: Strukturiere deinen Text
Zugegeben, als ich diesen Text angefangen habe, habe ich es so gemacht wie immer: Ich habe einfach drauflos geschrieben. Manchmal funktioniert das wunderbar, meist verleitet es jedoch dazu, den Faden zu verlieren – und ihn im schlimmsten Fall nicht mehr wieder zu finden.
Damit das nicht passiert, hilft es, den Text vorab zu strukturieren. Vor allem bei Blogartikeln oder Seminararbeiten funktioniert das wunderbar. Schreibe einfach die Zwischenüberschriften zuerst und fülle erst danach die Abstände dazwischen mit Text! Du wirst sehen, wie viel leichter es plötzlich fällt. Das ist übrigens auch mein Top-Tipp für Klausuren! Mach dir schon Gedanken über die Struktur des Textes, wenn du noch keinen argen Zeitdruck hast.
Ganz Strukturierte planen auch ganze Romane voraus. Ob das etwas für dich ist, musst du selbst herausfinden.
Tipp Nr. 2: Lass dich nicht ablenken!
Der häufigste Grund, weshalb man aus dem Schreibfluss kommt? Man lässt sich ablenken. Nur mal kurz was „recherchieren“ und schon stalkt man die Ex des Freundes auf Facebook und irgendwann, wenn man sich durch das Gran Canaria Album des Arbeitskollegen aus dem Jahr 2010 scrollt, merkt man, dass schon wieder zwei Stunden vergangen sind.
Ja, mit der Selbstdisziplin ist das manchmal so eine Sache. Ich glaube, davor sind wir alle nicht gefeit. Was für ein Glück, dass die Technik heutzutage so toll entwickelt ist. So gibt es für jedes Problem die passende App. Meine zwei Lieblinge in dem Bereich sind „Freedom“ und „Self-Control“. Beide funktionieren im Wesentlichen ähnlich – sie schalten das Internet für eine gewisse Zeit ab oder blockieren gewisse Seiten wie Facebook und Co., die dich nur ablenken.
Freedom kannst du deaktivieren, indem du den Computer neu startest. Bei Self-Control kannst du dich hier allerdings auf den Kopf stellen – solange die internetfreie Zeit nicht vorüber ist, bleibt das Internet auch aus. So wird das Thema Selbstdisziplin deutlich vereinfacht.
Allerdings passiert es auch häufig, dass man gar nicht mal vom Internet abgelenkt wird, sondern von den zahlreichen Dingen, die einfach so am Bildschirm passieren. Schon allein Word hat unzählige Buttons und Schaltflächen, die im Angesicht einer Schreibblockade ganz schön interessant werden können. Für längere Projekte wie Seminararbeiten oder Romane nutze ich deshalb gerne Scrivener. Das Programm kostet zwar ein bisschen was, aber schon allein für den Schreibmodus war es mir die Investition allemal wert. Du siehst dort nichts, abgesehen von dem Text, den du schreibst!
Tipp Nr. 3: Mach mal Pause!
Manchmal hat es schlicht und ergreifend keinen Sinn. Wenn du bereits über Stunden vor deinem Text sitzt und sich einfach nichts tut, ist es besser, einfach mal was anderes zu machen. Geh an die frische Luft. Power dich aus. Mach den Haushalt. Trink einen Kaffee. Dreh deine Lieblingsmusik ganz laut auf und tanz wie wild in der Wohnung herum. Egal, was du machst, du solltest dabei nicht ans Schreiben denken. Danach ist es meist leichter, sich wieder hinzusetzen und weiterzumachen.
Aber Achtung: Dieser Tipp sollte nicht zur Ausrede mutieren! 😉
Tipp Nr. 4: Weg mit dem Perfektionismus!
Einer der häufigsten Gründe, warum eine Schreibblockade überhaupt entsteht, ist Angst. Wir haben Angst vor dem geschriebenen Wort. Angst, dass unser Text nicht gut genug ist. Angst, dass der Blogartikel nicht ankommt. Angst, dass wir eine miese Seminararbeit abgeben und ein Semester verlieren. Und diese Angst lähmt uns.
Vielleicht hat diese Angst ihre Gründe in der Vergangenheit. Vielleicht wurde schon mal einer deiner Texte aufs Heftigste kritisiert oder du hast in der Schule mal eine schlechte Note bekommen? Oder du bist einfach perfektionistisch veranlagt?
Egal, woran es bei dir liegt: Versuch, dich davon zu lösen. Niemand ist perfekt, das gilt auch für Texte. Lass Fehler zu und achte nicht so sehr darauf, was alles schief laufen könnte.
Ein Tipp für die Praxis, der auch bei Klausuren funktioniert: Gib dir fünf Minuten Zeit – wirklich nicht mehr – und schreibe in diesen fünf Minuten ungefiltert alles auf, was dir durch den Kopf geht. Dadurch kommst du schon mal in den Schreibfluss, warst schon produktiv, bevor es an die eigentliche Arbeit geht, und das nimmt die Nervosität.
Tipp Nr. 5: Trainiere deine Schreibmuskeln
Je weniger wir schreiben, umso häufiger kommt es zu Blockaden. Das ist leider ein Fakt. Schreibblockaden lassen sich gut mit Muskelkater vergleichen. Wenn wir wenig trainieren, leiden wir danach doppelt und dreifach darunter – aber die Schmerzen werden von Mal zu Mal weniger, weil wir unsere Muskeln trainieren. Und deine Schreibfähigkeit musst du auch als Muskel betrachten, der es wert ist, trainiert zu werden.
Langfristig gesehen ist das tatsächlich der beste Weg gegen Schreibblockaden. Wenn du jemand bist, der gerne eine feste Routine hat, kannst du dir jeden Tag eine gewisse Zeit fürs Schreiben einplanen.
Tipp Nr. 6: Manchmal geht’s nicht ohne Druck
Wer kennt das nicht? Die Deadline ist erst in einem Monat. Da konvergiert die Motivation, sich gleich hinzusetzen und zu schreiben, gegen null. Die meisten Menschen brauchen etwas Druck, um funktionieren zu können. Wenn du dich auch in diese Kategorie einordnen würdest, gebe ich dir einen Tipp, für den mir jeder Lehrer wahrscheinlich am liebsten den Hals umdrehen würde: Fang erst an, wenn du wirklich musst. Ich habe in meinen Studienjahren vor allem eine wichtige Lektion gelernt: Die Deadline ist die größte Feindin der Schreibblockade. Dein Kopf weiß, dass er sich gerade keine Blockade leisten kann – und dementsprechend stellt sich der Schreibfluss meist von selbst ein.
Wenn du an eigenen Projekten arbeitest und dir demnach keine Deadline von außen vorgegeben ist, kannst du eine andere Person bitten, dir eine zu setzen.
Schreibblockaden sind für Schriftsteller, was Bänderrisse für Fußballer sind. Aber auch, wenn du keine schriftstellerischen Ambitionen hast, können dich Schreibblockaden unglaublich behindern. Manchmal muss man eben einfach schreiben, sei es eine Klausur oder eine wichtige Hausarbeit. Ich hoffe, dass ich dir den einen oder anderen Tipp geben konnte, mit dem deine Schreibblockaden in Zukunft der Vergangenheit angehören.
Trag dich gleich ein und verpasse nie wieder einen Blogartikel!